Sportgroßveranstaltungen: Besondere gesellschaftliche Wirkungen

Einen besseren Aufhänger hätte der 10. ASS Sportbusiness-Talk am 22. Januar 2019 nicht haben können: Am Abend zuvor hatte die deutsche Handball-Nationalmannschaft überraschend den vorzeitigen Einzug ins Halbfinale der Weltmeisterschaft geschafft – unter anderem auch dank der frenetischen Unterstützung der Zuschauer in der Kölner Lanxess Arena.

Thema der Podiumsdiskussion war „Sportgroßveranstaltungen in Deutschland – Wunsch und Realität“. Zu den hochkarätigen Gästen zählten Mark Schober (Vorstandsvorsitzener Deutscher Handballbund), Michael Mronz (Sport- und Eventmanager und Begründer der Initiative „Rhein Ruhr City 2032“) und Jochen Leufgens (Redakteur, WDR „sportinside“). Durch den Abend führte Journalistin und Moderatorin Valeska Homburg.

Michael Mronz, seit Jahren Veranstalter des CHIO in Aachen sowie Befürworter von olympischen Spielen in Deutschland, zeigte verschiedene Möglichkeiten, wie positiv Sportgroßveranstaltungen auch für die Bevölkerung sein können. Insbesondere im Bereich der Mobilität und Digitalisierung könnten die ausrichtenden Städte enorm profitieren. Zudem betonte er die positiven, aber schwer messbaren, gesellschaftlichen Wirkungen wie z.B. Gemeinschaftsgefühl, identitätsstiftende Effekte sowie den Imagegewinn für das Land und die Region oder Stadt. Mark Schober betonte die Bedeutung von Sportgroßveranstaltungen im eigenen Land für die jeweilige Sportart: Nachweislich erlebe die Nachfrage nach Vereins- und Schulangeboten einen deutlichen Schub nach solchen – sportlich erfolgreichen und medial begleiteten – Großereignissen.

Jochen Leufgens kritisierte hingegen den Gigantismus, die fehlende Nachhaltigkeit bei der Nutzung der z.T. neu erbauten Sportstätten sowie die Korruptionsanfälligkeit der Funktionäre in den internationalen Verbänden, wenn es um die Vergabe von olympischen Spielen oder Welt- und Europameisterschaften gehe. Schober und Mronz plädierten für eine aktive Mitgestaltung seitens der deutschen Funktionäre und Verbände, um einen Wandel in der derzeitigen internationalen Vergabekultur von Sportgroßveranstaltungen zu erreichen und zugleich die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. In Bezug auf die olympischen Spiele zeigte sich Mronz davon überzeugt, dass ein Bewerbungsprozess nur dann erfolgreich sein kann, wenn der Dialog zu den Bürgerinnen und Bürgern gesucht wird und ihre Bedürfnisse und Ängste berücksichtigt werden.

Bereichert wurde die kontroverse Diskussion zusätzlich durch die offene Fragerunde. Die Zuhörerinnen und Zuhörer nutzen die Gelegenheit umfassend und warfen herausfordernde Thesen in die Runde. Dabei ging es u.a. um die Idee, olympische Spiele in einem ganzen Land (und nicht nur einer Stadt) auszutragen. Außerdem wurde nochmals intensiv zu Korruptionsproblemen und der Transparenz von Sportverbänden nachgehakt.

Mit Blick auf die Zeit musste die Fragerunde geschlossen werden, dennoch wurde informell im Foyer der Deutschen Sporthochschule Köln bei Kölsch und einem kleinen Imbiss weiter diskutiert – einhellig mit der Meinung, dass Sportgroßereignisse  in Deutschland wünschenswert sind und eine unglaubliche Faszination haben. Bei vielen sind dabei wohl die Bilder und Gefühle während der Fußball-WM 2006 in Erinnerung.

Der nächste ASS Sportbusiness-Talk wird im Sommersemester 2019 stattfinden.